Latein/ Grammatik/ Satzlehre/ Kasus/ Ablativ

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Der Ablativ ist mit keinem Kasus der deutschen Sprache vergleichbar. Am ehesten kann man ihn mit einer adverbialen Bestimmung ins Deutsche übersetzen: dann formuliert man meist eine präpositionale Wendung mit dem Dativ. Die möglichen Übersetzungen teilen sich in verschiedene Sinnrichtungen auf:


Merkspruch

"a" und "ab", "de" wie "ex" und "e", "cum" und "sine", "pro" und "prae" stehen mit dem Ablativ.

oder

"in", "ab", "ex", "de", "cum", "sine", "pro", "prae" – im Ablativ, merkst du es eh?

oder

"a", "ab", "ex" und "de", "cum" und "sine", "pro" und "prae" stehen mit dem Ablativ.

oder

Beim Ablativ stehn "ab", "ex", "de" – "cum" und "sine", "pro" und "prae". Auch "sub" und "in" stehn ebenso / beim Ablativ zur Frage "wo?".

oder

Den Ablativ regieren sechs: a, ab, de, cum, pro, sine, ex


oder merkt es euch so : ab-(fel)-sine-de-cum-pro

ein anderer Merkspruch wäre: a, de, sine, pro, cum, ex – stehen immer im Fall 6

Ablativus instrumentalis

Der Ablativus instrumenti gibt Antwort auf die Frage Womit? oder Wodurch? und erfüllt somit im Deutschen den Satzteil einer adverbialen Bestimmung des Mittels:

Clave portam aperit. Mit dem Schlüssel öffnet er die Tür.

Als Ablativus instrumenti können nur Vokabeln übersetzt werden, die reale Gegenstände bezeichnen. Emotionen u. ä. abstrakte Begriffe fallen unter die Kategorie Ablativus modi. Genaueres siehe dort.

Ablativus modi

Der Ablativus modi gibt Antwort auf die Frage Wie?, Auf welche Art und Weise? und erfüllt somit im Deutschen den Satzteil einer adverbialen Bestimmung der Art und Weise:

Gaudio portam aperit. Mit Freude öffnet er die Tür

Als Ablativus modi können nur abstrakte Begriffe übersetzt werden.

Ablativus locativus

Der Ablativus loci gibt Antwort auf die Frage Wo? und erfüllt somit im Deutschen den Satzteil einer adverbialen Bestimmung des Ortes.

Silva servi laborant. Im Wald arbeiten die Sklaven.

Oft steht der Ablativus loci mit der Präposition "in". Dies ist aber nicht zwingend. Deshalb sollt man bei einer Ortsangabe im Ablativ immer den Ablativus loci bedenken.

Vergleiche hierzu die Verwendung des Akkusativ als Antwort auf die Frage Wohin?.

Ablativus separativus

Der Ablativus separativus gibt Antwort auf die Fragen Woher? oder Wovon? und erfüllt somit im Deutschen den Satzteil einer adverbialen Bestimmung des örtlichen Ausgangspunktes.

Roma profectus est. Von Rom ist er aufgebrochen.

Bei Städten und kleineren Inseln (also da, wo die Inselhauptstadt gleich der Insel ist) und den Wörtern "domo" und "rure" steht der Ablativus separativus ohne Präposition.

Mit den Präpositionen "a/ab" oder "e/ex" steht der Ablativus separativus bei anderen Ortsangaben, bei Hinzutreten einer Apposition (ex oppido Mutina) oder bei Entfernungsangaben (procul a Roma).

Ablativus originis

Der Ablativus originis steht bei den Partizipien "natus" und "ortus" zur Bezeichnung von Eltern und Stand. Er erfüllt im Deutschen den Satzteil einer adverbialen Bestimmung der Herkunft.

Parentibus humilibus natus est. Von Eltern aus niedrigem Stand stammt er ab.

Summo loco ortus est. Von bester Herkunft ist er.

Der Ablativus originis steht auch mit den Präpositionen "a/ab", "de" oder gelegentlich auch "e/ex".

Ablativus qualitatis

Der Ablativus qualitatis (qualitas – Eigenschaft, Beschaffenheit) bezeichnet eine Eigenschaft einer Person bzw. Sache.

Marius magna superbia est. Marius ist von großem Hochmut. bzw. Marius hat großen Hochmut.

Ablativus pretii

(Ablativ der Preisangabe)

Der Ablativus pretii steht gewöhnlich in Verbindung mit Verben des Geldverkehrs:

  • stare, constare: kosten
  • parare: erwerben
  • emere: kaufen
  • vendere (PPP: venditum): verkaufen
  • venire (aus venum ire "zum Verkauf gehen" → Verwechslungsgefahr mit "venire" als "kommen"): verkauft werden

Der Wert wird beim Ablativus pretii folgendermaßen angegeben:

  • denario: für einen Denar
  • asse: für ein Ass
  • magno: teuer
  • plurimo: sehr teuer
  • parvo: billig
  • minimo: sehr billig
  • gratis: umsonst (eigentl.: "(nur) für den Dank")

Beispiele:

Mercator vinum parvo vendidit. Der Kaufmann verkaufte den Wein billig.

Servi plurimo venierunt. Die Sklaven sind sehr teuer verkauft worden. (venire (von ire) sind die Ersatzformen von vendere, das keinen eigenen Passiv bilden kann!)